Verlassenheit
Die wahrgenommene Instabilität oder Unverläßlichkeit derer, die für Unterstützung und persönliche Beziehung zuständig sind. Schließt das Empfinden ein, daß Bezugspersonen nicht fähig sein werden, emotionale Unterstützung, Beziehung, Stärke oder tatsächliches Beschützen weiterhin zu bieten, weil sie emotional instabil und unvorhersehbar (zB. Zornausbrüche), unverläßlich oder nur unregelmäßig vorhanden sind; weil sie demnächst sterben werden, oder weil sie den Patienten wegen einer besseren Person verlassen werden.
Misstrauen
Die Erwartung, dass einen andere Personen verletzen, mißbrauchen, erniedrigen, betrügen, belügen, manipulieren oder übervorteilen. Schließt üblicherweise die Wahrnehmung ein, dass das Unrecht absichtlich zugefügt wird oder das Ergebnis ungerechtfertigter und extremer Vernachlässigung ist. Kann das Empfinden beinhalten, dass man im Vergleich mit anderen immer betrogen wird bzw. den Kürzeren zieht.
Misstrauen
Die Erwartung, dass der eigene Wunsch nach einem normalen Maß an emotionaler Unterstützung von anderen nicht adäquat erfüllt werden wird. Die drei Hauptformen der Vernachlässigung sind:
- A: Vernachlässigung der emotionalen Erziehung: Fehlen von Aufmerksamkeit, Zuneigung, Wärme oder Freundschaft.
- B: Vernachlässigung der Empathie: Fehlen von Verständnis, Zuhören, Selbstöffnung oder das gegenseitige Mitteilen von Gefühlen.
- C: Vernachlässigung der Sicherheit: Fehlen von Stärke, Leitung oder Führung von anderen.
Nicht genug sein
Das Gefühl, dass man minderwertig, schlecht, unerwünscht, unterlegen oder beeinträchtigt in wesentlichen Aspekten des Lebens ist, oder dass man Bezugspersonen nicht liebenswert erscheint, wenn man entlarvt wird. Kann Übersensibilität auf Kritik, Ablehnung und Schuldzuweisung einschließen, sowie Befangenheit, Vergleiche und Unsicherheit im Umgang mit anderen; oder ein Gefühl der Scham in Bezug auf die von einem selbst wahrgenommenen Fehler. Diese Fehler können persönlich (ZB: Selbstsucht, Zornanfälle, inakzeptable sexuelle Wünsche) oder öffentlich sichtbar ( ZB: unerwünschtes Aussehen, soziales Ungeschick) sein.
Soziale Isolierung
Das Gefühl, dass man vom Rest der Welt isoliert ist, anders als der Rest der Menschen und/oder nicht Teil irgendeiner Gruppe oder Gemeinschaft.
Abhängigkeit
Der Glaube, dass man unfähig ist, seine täglichen Aufgaben (zB: sich um sich selbst zu kümmern, tägliche Probleme zu lösen, richtige Urteile zu fällen, neue Aufgaben zu bewältigen, gute Entscheidungen zu treffen) kompetent, ohne wesentliche Hilfe von anderen zu bewältigen. Stellt sich oft als Hilflosigkeit dar.
Verletzbarkeit
Übertriebene Angst, daß demnächst eine schreckliche Katastrophe passieren wird und daß man unfähig sein wird, sie abzuwenden. Die Ängste beziehen sich auf eines oder mehrere der folgenden Gebiete: Medizinische Katastrophen: ZB Herzinfarkte, AIDS; Emotionale Katastrophen: ZB verrückt zu werden; Externe Katastrophen: ZB Aufzüge die abstürzen, Überfälle von Kriminellen, Flugzeugabstürze, Erdbeben.
Verstrickung
Übertriebene emotionale Verstrickung und Nähe mit einer oder mehreren Bezugspersonen (oft Eltern) auf Kosten der (vollständigen) Entwicklung der Individualität oder der normalen sozialen Entwicklung. Beinhaltet oft den Glauben, daß zumindest eine der verstrickten Personen ohne die permanente Unterstützung der anderen Person nicht überleben oder glücklich sein kann. Kann auch Gefühle des Erdrücktwerdens oder des Verschmelzens mit anderen oder ungenügende individuelle Identität einschließen. Wird oft als ein Gefühl der Leere und Ziel- und Orientierungslosigkeit erfahren oder in schweren Fällen als In-Frage-Stellen der eigenen Existenz.
Versagen
Der Glaube, dass man versagt hat, unweigerlich versagen wird oder was Leistung betrifft (Schule, Karriere, Sport etc.) im Vergleich zu seiner Umgebung prinzipiell unzulänglich ist. Beinhaltet oft den Glauben, dass man dumm, ungeschickt, untalentiert, unwissend, letztklassig und weniger erfolgreich als andere ist.
Anspruchshaltung
Der Glaube, daß man anderen Menschen überlegen ist und Anspruch auf spezielle Rechte und Privilegien hat oder nicht den Regeln der Gegenseitigkeit verpflichtet ist, die normalerweise soziale Interaktion bestimmen. Schließt oft das Insistieren darauf ein, daß man bekommen oder machen können sollte, was immer man möchte, unabhängig davon, was realistisch ist oder was andere für vernünftig halten oder was es jemanden kosten könnte. Kann auch einen übertriebenen Eindruck der Überlegenheit bedeuten (ZB unter den erfolgreichsten, berühmtesten, wohlhabendsten zu sein) -- mit dem Ziel Macht und Kontrolle zu erlangen (nicht in erster Linie Aufmerksamkeit und Zustimmung). Beinhaltet manchmal übertriebenes Konkurrenzdenken oder Dominanz gegenüber anderen: die eigene Macht demonstrieren, die eigene Meinung durchsetzen, das Verhalten anderer den eigenen Wünschen gemäß zu kontrollieren, ohne Einfühlungsvermögen oder Rücksicht auf die Bedürfnisse und Gefühle der anderen.
Selbstkontrolle
Allgegenwärtige Schwierigkeit oder Weigerung genügend Selbstkontrolle auszuüben und ausreichend Frustrationstoleranz aufzubringen, um persönliche Ziele zu erreichen oder sich zurückzuhalten, Emotionen ständig freien Lauf zu lassen und Impulsen wahllos nachzugeben. In einer milderen Form präsentiert sich der Patient mit einer übertriebenen „Unannehmlichkeits-Vermeidung“: Schmerz, Konflikte, Konfrontationen, Verantwortung oder Überanstrengung werden, auf Kosten der persönlichen Erfüllung, Verpflichtung oder Integrität vermieden.
Unterwerfung
Die Kontrolle wird in übertriebenem Maß anderen überlassen, weil man sich dazu gezwungen fühlt, üblicherweise um Ärger, Vergeltung oder Verlassenwerden zu vermeiden. Die zwei Hauptformen der Unterwerfung sind:
- A: Unterwerfung der Bedürfnisse: Unterdrückung der eigenen Vorlieben, Entscheidungen und Wünsche.
- B: Unterwerfung der Gefühle: Unterdrückung des emotionalen Ausdrucks, besonders des Ärgers.
Beinhaltet üblicherweise die Wahrnehmung, daß die eigenen Wünsche, Meinungen und Gefühle ungültig oder unwichtig für andere sind. Stellt sich häufig dar als übertriebene Willfährigkeit, verbunden mit einer Neigung sich gefangen zu fühlen. Führt generell zu einem Aufstauen von Ärger, das sich in Symptomen der Unangepaßtheit äußert (ZB passiv-aggressives Verhalten, unkontrollierte Zornausbrüche, psychosomatische Symptome, Entzug von Zuneigung, „Ausagieren“, Drogenmißbrauch).
Selbstaufopferung
Übertriebener Fokus darauf, freiwillig den Bedürfnisse anderer im täglichen Leben nachzukommen, auf Kosten der eigenen Bedürfnisbefriedigung. Die häufigsten Gründe sind: vermeiden, anderen Schmerz zuzufügen; Schuldgefühle zu vermeiden, die dadurch entstehen, daß man sich selbstsüchtig fühlt; oder um die Beziehung zu anderen aufrechtzuerhalten, die als bedürftig wahrgenommen werden. Resultiert oft aus einer besonderen Empfindsamkeit für den Schmerz anderer. Führt manchmal zu dem Gefühl, daß die eigenen Bedürfnisse nicht angemessen befriedigt werden und zu Widerwillen denen gegenüber, die versorgt werden. (Überschneidet sich mit dem Konzept der gegenseitigen Abhängigkeit.)
Anerkennung
Übertriebener Schwerpunkt Zustimmung, Anerkennung oder Aufmerksamkeit anderer Personen zu erlangen oder dazuzugehören, auf Kosten der Entwicklung eines sicheren und wahren Selbst. Die Einschätzung der eigenen Wertigkeit hängt vorwiegend von den Reaktionen anderer ab und nicht von den eigenen natürlichen Neigungen. Kann einen übertriebenen Fokus auf Status, Erscheinungsbild, soziale Akzeptanz, Geld oder Leistung einschließen, als Mittel um zu Zustimmung, Bewunderung oder Aufmerksamkeit zu gelangen (nicht in erster Linie für Macht oder Kontrolle). Resultiert oft in wichtigen Lebensentscheidungen, die unauthentisch oder unbefriedigend sind, oder in einer Überempfindlichkeit gegen Ablehnung.
Pessimismus
Ein durchgehender, lebenslanger Fokus auf die negativen Aspekte des Lebens (Schmerz, Tod, Verlust, Enttäuschung, Konflikt, Schuldgefühle, Ablehnung, ungelöste Probleme, mögliche Fehler, Betrug, Dinge, die mißlingen könnten, etc.) während die positiven oder optimistischen Aspekte minimiert oder vernachlässigt werden. Beinhaltet üblicherweise eine übertriebene Erwartung - in einem breiten Feld von Arbeits-, finanziellen oder interpersonellen Situationen - daß alles irgendwann zerstört wird oder daß Aspekte des Lebens, die eigentlich gut funktionieren letzten Endes auch dem Untergang geweiht sind. Schließt oft eine übermäßige Angst ein, daß man Fehler machen könnte die zu Folgendem führen: finanzieller Ruin, Verlust, Erniedrigung oder in einer unangenehmen Situation gefangen zu sein. Weil diese möglichen schlechten Ergebnisse so übertrieben werden, sind diese Patienten oft durch chronische Sorgen, Wachsamkeit, Beklagen oder Unfähigkeit sich zu entscheiden charakterisiert.
Emotionale Gehemmtheit
Die exzessive Hemmung spontaner Handlungen, Gefühle oder Kommunikation - gewöhnlich um Ablehnung von anderen, Gefühle der Scham oder das Verlieren der Kontrolle über die eigenen Impulse zu vermeiden. Die häufigsten Gebiete der Hemmung umfassen:
a) Hemmung von Ärger und Aggression,
b) Hemmung positiver Impulse (ZB Freude, Zuneigung, Sexuelle Erregung, Spiel),
c) Schwierigkeit die eigene Verletzlichkeit auszudrücken oder frei über Gefühle und Bedürfnisse zu kommunizieren oder
d) übertriebener Schwerpunkt auf Rationalität, während Emotionen mißachtet werden.
Überhöhte Standards
Der zugrundeliegende Glaube, daß man versuchen muß, sehr hohe internalisierte Verhaltens- und Leistungsstandards zu erreichen, generell um Kritik zu vermeiden. Resultiert typischerweise im Gefühl unter Druck zu sein und in Schwierigkeiten etwas nachzulassen und auch in einer übertrieben kritischen Haltung gegen einen selbst und gegen andere. Schließt immer deutliche Behinderung ein in: Vergnügen, Entspannung, Gesundheit, Selbstwertgefühl, Gefühl der Erfüllung oder befriedigende Beziehungen.
Unbeugsame Vorgaben stellen sich meist folgendermaßen dar: a) Perfektionismus: übermäßige Aufmerksamkeit auf Details oder eine Unterschätzung der Qualität der eigenen Leistung im Vergleich zur Norm. b) Strenge Regeln in vielen Gebieten des Lebens, sowie unrealistisch hohe moralische, ethische, kulturelle oder religiöse Gebote. c) Hauptbeschäftigung mit Zeit und Effizienz, damit noch mehr erreicht werden kann.
Bestrafung
Der Glaube, daß Personen für Fehler streng bestraft werden sollen. Beinhaltet die Tendenz böse, intolerant, bestrafend und ungeduldig mit den Menschen zu sein, die nicht den eigenen Erwartungen oder Standards gerecht werden (die eigene Person eingeschlossen). Schließt gewöhnlich die Schwierigkeit ein, sich selbst oder anderen Fehler zu vergeben, wegen einem Widerwillen, mildernde Umstände in Erwägung zu ziehen, menschliche Unvollkommenheit zu erlauben oder sich in die Emotionen anderer einfühlen zu können.
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